Farbe als Lernhilfe

Farbspiele in wechselnden Lichtverhältnissen üben zweifelsohne einen großen Reiz aus. Das gilt auch für die bunten Röhren („Boomwhackers“ oder – in einer preisgünstigen Variante – „Wak-a-tubes„), die schon länger in Schulen weit verbreitet sind.

Glockenspiel für Kinder

Bei diesem Instrument (Exponat auf der Internationalen Musikmesse in Frankfurt) sind die einzelnen Töne in verschiedenen Pastelltönen lackiert. Eine Anlehnung an irgendein bereits bestehendes Farbsystem ist zumindest nicht erkennbar.

Ob Pastelltöne wirklich ein Hingucker für Kinder sind?

Klangbausteine

Bei diesen Klangbausteinen ist eine Farbe jeweils mehreren Tönen zugeordnet. Die Idee, dass gleiche Farben Gruppen bilden, führt schließlich zu Akkorden.

Töne gleicher Farbe bilden jeweils einen Dreiklang, wobei es allerdings zu Kollisionen kommt, da einige Töne in mehr als einem Dreiklang vorkommen.

In Schulbüchern für das Fach Musik wimmelt es nur so von Farbsystemen. Mal gilt eine Farbe für eine Tonhöhe, mal für eine Tondauer, mal für diesen und mal für jenen Ton. Es gibt eine Fülle an Notenvorlagen auf dem Markt, bei denen die Notenköpfe in zwölf(!) verschiedenen Farben dargestellt werden. Da die Druckqualität nicht immer gleich ist, ist eine eindeutige Unterscheidung oft kaum möglich. Wenn es um Notenschrift geht, dann hat sich die traditionelle Notation seit mehr als 1000 Jahren bewährt. Schwarze Noten auf weißem Grund sind gut zu erkennen. Die einzelnen Notensymbole müssen eingeführt, geübt, gelernt werden und vielfältig wiederholt werden!

Diesmal geht es mit der Farbe Blau los (c). Der letzte Ton ist ebenfalls blau. Die Farben erinnern an einen Regenbogen, allerdings nur bis zu der Stelle, an der plötzlich die (Nicht-)Farbe Weiß auftaucht.

Es gibt eine Gemeinsamkeit mit den Boomwhackers und Wak-a-tubes. Auch dort ist dem Ton e die Farbe Gelb zugeordnet.

Alles andere stimmt aber nicht überein, denn die Spektralfarben sind dort in entgegengesetzter Reihenfolge zugewiesen.

Hohner Xylo aus den 60er Jahren

Der Name „Xylo“ der Firma Hohner für das abgebildete Instrument ist verwirrend, denn die Stäbe sind aus Blech gefertigt. In diesem Fall sind die Töne (bis auf die beiden Ausnahmen) in Gold lackiert.

Stäbe für die Töne fis und b, die bei Stabspielen in der Regel als Austauschstäbe mitgeliefert werden, sind hier gleich fest eingebaut.

Zur Unterscheidung der einzelnen Stäbe gibt es – neben den Farben – drei weitere Ebenen, und zwar die Buchstaben (des musikalischen Alphabets), die Solmisationssilben und Zahlen.

Glockenspiel Korri (umlackiert)

Bei diesem Glockenspiel wurden die „schwarzen Tasten“ entsprechend lackiert. Bei den „Stammtönen“ wurde hingegen nur jeder zweite Stab lackiert. Die farbigen Stäbe sind in Terzen geordnet. Ordnet man diese Töne in einem Kreis an, dann ergibt sich der Terzzirkel (S. W.).

Zwar stehen die Namen der Töne bei allen Stabspielen (Glockenspiel, Xylophon, Metallophon) jeweils auf dem Stab, aber die Farben sieht man auch aus einiger Entfernung viel deutlicher.

An sich sollte die Farbe für das Erkennen des Tons reichen. Zusätzlich ist aber auch noch der Name des Tons vermerkt (c) und – als ob das nicht schon genug wäre – auch noch die Solmisationssilbe Do (für den internationalen Markt!).

Inzwischen gibt es einige Hersteller, die den Farbcode der Boomwhackers übernommen haben.

Diese Wak-a-tube-Röhre erzeugt den Ton cis/des und verwirrt zusätzlich mit den beiden Solmisationssilben. Zwar ist das gemeinsame Musizieren mit dem gesamten Tonvorrat von zwölf Tönen als Farbenspiel durchaus attraktiv, zu einem Erkenntnisgewinn führt es allerdings kaum!

Auch hier wäre eine Beschränkung auf das Musizieren mit einem begrenzten Tonvorrat eine Überlegung wert. Die Unterscheidung von zwölf verschiedenen bunten Farben stößt schon sprachlich an Grenzen. Eindeutige Farbnamen für zwölf Farben gibt es nicht!

Die Röhren lassen sich allerdings hervorragend bearbeiten!

Ausweg aus dem Dilemma

Keine Frage, die Arbeit mit den farbigen Röhren ist und bleibt faszinierend. Wenn der Farbcode aber nicht so recht passen will, dann bleibt nicht anderes übrig als dem Sortiment zu Leibe zu rücken, zum Beispiel mit einer Laubsäge. Ein Referenzsatz ist für eine Klasse ausreichend, alle weiteren Röhren werden aus preisgünstigerem Material gefertigt!

Wak-a-tube-Satz als Basismaterial für den „Umbau“

Im Blick sind die Stammtöne des musikalischen Alphabets. Die schwarzen Tasten werden zunächst ausgeblendet. Interessant sind allenfals die Töne fis und b, also die Töne, die als Ergänzungsstäbe auch in jedem Stabspiel mitgeliefert werden. Sind schwarze Tasten im Spiel dann sind sie schwarz, so wie die entsprechenden Tasten auf einem Tasteninstrument!

Die Hauptfarben stehen für die Töne c, f und g. Das sind die Töne, auf denen später die Hauptdreiklänge aufgebaut werden. Als Nebenfarben kommen die Sekundarfarben zum Einsatz, die Farben, die sich aus den Hauptfarben (in der Theorie) mischen lassen. Sie sind den Tönen d, e und a zugeordnet, den Tönen, auf denen später die Nebendreiklänge aufgebaut werden.

Die siebte Farbe entsteht durch einen mischtechnischen und zugleich sprachlichen Kunstgriff.

Farb-Ton-Röhren (Stammtöne)

Aus Kunststoffröhren, die zur Verlegung von Elektroleitungen verwendet werden, entstehen Töne in entsprechenden Längen. Die Röhre für den Ton c‘ ist beispielsweise 32 Zentimeter lang. Gespielt wird mit der flachen Hand auf eine der beiden offenen Seiten. Zum Herstellen eines Satzes bietet sich ein Blick auf die Übersichtsliste der Tonlängen an.

Grundausstattung Farb-Ton-Röhren

Die sieben Stammtöne bilden die Basis. Zum Musizieren sollte der Satz allerdings mindestens um c“ (Tonleiter) und d“ ergänzt werden, da in diesem Ambitus (= Tonumfang) schon allerlei Spielvorlagen zum Klingen gebracht werden können.

Vorstellbar wäre auch ein Sortiment aus weißen und schwarzen Röhren, die – zum Beispiel über zwei Oktaven – chromatisch gestimmt wären. Je länger eine Röhre, desto tiefer der Ton. Die Tonhöhen können visuell (Rohrlänge) und akustisch (Tonhöhe) von den Schülerinnen und Schülern geordnet werden, um alsdann zum Spielen einer Vorlage überzugehen.

In heimischen Baumärkten gibt es ausschließlich Röhren in einem mittleren Grau. Die abgebildeten Röhren in Weiß und Anthrazit gibt es in einigen Nachbarländern, zum Beispiel in den Niederlanden. Wenn die Röhren häufiger eingesetzt werden sollen, bietet sich aber eine Kennzeichnung an, denn das (ständige) Ordnen nach Gehör im Klassenverband ist ausgesprochen zeitaufwändig und nur begrenzt effektiv!

(Letztes UPDATE: Januar 2023)